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"Zwei Silben, Eine Idee"

Aktualisiert: 23. Jan. 2022

Der perfekte Start in Sommer: cølú hat einen wunderschön geschriebenen Artikel in der aktuellen Ausgabe des Heidenheimer Magazins SCHLOSSBLICK erhalten!


Sich für Mode begeistern zu können, ist eine Sache. Eine ganz andere ist, eigenes Design in die Welt zu tragen. Zwei junge Heidenheimerinnen haben diesen spannenden Weg gewählt - mit wachsendem Erfolg.


Cosima und Luisa Kammel sind Schwestern. Man erkennt das zum Beispiel daran, dass die eine die Sätze der anderen zu Ende sprechen kann. Cosima fängt an zu erzählen, und an irgendeinem Komma übernimmt Luisa ansatzlos den Satz, ohne dass es inhaltlich auch nur den leisesten Bruch gäbe. Kein Wunder, dass die beiden auch in ihrem Unternehmen eng zusammenarbeiten. So eng, dass die ersten Silben ihrer Vornamen den Firmennamen bilden: cølú, sprich kolü. Mit ihrem Start-up cølú produzieren sie Mode, genauer: Sweatshirts, T-Shirts und Mützen.

Die Textilbranche mag in Heidenheim zwar eine Jahrhunderte alte Tradition haben - die WCM lieferte einst Stoffe weit über die Region hinaus, die Häuser im „Flügel“ bildeten einst eine Webersiedlung -, aber von der Branche ist wenig geblieben. Wobei, an diesem Punkt widersprechen die Schwestern bereits. Es gebe sie, die Schnittmacherinnen, die Nähereien und Stickereien, aber es ist eine Branche, die meist unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit fliegt.

Vor zwei Jahren, in den Sommerferien, war es den Schwestern langweilig. „Es war eine Stimmung wie in diesem Frühjahr, wir hatten einfach zu viel Zeit - und wir sind beide ziemlich kreativ“, sagt Cosima Kammel. Sie experimentierten mit Schriften und Schreibweisen, und als das cølú-Logo entstanden war, ließen sie zwei Sweatshirts damit bedrucken. Die Unikate weckten in ihrem Umfeld Interesse, die Nachfrage wuchs. „Das war ein bisschen wie ein Schneeballsystem“, sagt Luisa.


Cosima und Luisa ärgern sich über Mode-Massenproduktion - sie setzen auf nachhaltige Textilien und zeitloses Design


Obwohl Cosima und Luisa weder Businessplan noch überhaupt weitergehende Pläne hatten, wollten immer mehr Menschen cølú-Mode kaufen. Aus der Langeweile-Idee wuchs binnen weniger Monate die Vision eines nachhaltigen Start-ups heran. Und die Schwestern ergriffen die Chance: Im Winter 2018 meldeten sie ein Gewerbe an, ließen cølú als Marke schützen, Anfang 2019 präsentierten sie ihre Kollektion erstmals öffentlich bei der Designmesse „Ulm UnUsual“.

Cosima und Luisa sind (22) und (26) Jahre alt, beide studieren Architektur, Cosima in München, ihre Schwester in Stuttgart. Einen Widerspruch zur Modebranche sehen die Jungunternehmerinnen da nicht. „Die Prozesse der Gestaltung und Produktentwicklung sind sich sogar recht ähnlich“, sagt Luisa. Ihre Schwester schätzt in beiden Feldern die Herangehensweise, dass sie mit viel Geduld diskutieren und ihren Prototypen Zeit zur Entwicklung lassen können.

So, wie ein Architekt seine Gebäude nicht nur für den Moment entwirft, wollen sich die jungen Designerinnen mit cølú der Kurzlebigkeit der Mode widersetzen. „Nachhaltigkeit ist ein Ursprungsgedanke von cølú“, sagen sie. Die Massenproduktion von Textilien mit gleichzeitig immer kürzerer Nutzungsdauer ärgere sie, deswegen setzen sie einerseits auf zeitloses Design, andererseits auf Bio-Rohstoffe und regionale Produktion.


Ihre Strategie ist bodenständig: Sie agieren in gut durchdachten Schritten und investieren nur, was sie vorher verdient haben


2020 wollen sie es schaffen, vollends alle Produktionsschritte auf der Schwäbischen Alb zu vereinen. Dabei stoßen die kreativen Schwestern mit ihrer spürbaren Begeisterung auch bei alteingesessenen Textilfirmen auf Gegenliebe: „Die finden uns cool und wollen den Schritt mit uns gehen, auch wenn wir sicher nicht die größten Kunden sind.“

Angetan zeigen sie sich aber auch von der Unterstützung vor Ort. Ein Unternehmen auf wirtschaftlich und rechtlich sichere Beine zu stellen, ist schließlich nichts Alltägliches. „Wir haben von der Stadt und von der IHK super Unterstützung bekommen“, sagen sie. Sie hätten ein gutes Netzwerk gefunden, das ihnen oft zur Seite stehe. Glücklich zeigen sich die Unternehmerinnen auch mit dem Dock 33. In diesen Co-Workingspace ziehen sich Cosima und Luisa zurück, wenn sie ungestört an neuen Produkten arbeiten wollen.

Für das künftige Wachstum ihres Modelabels verfolgen die Schwestern eine so einfache wie bodenständige Strategie: „Wir wollen uns an keinen Investor binden, um nicht in Abhängigkeit zu geraten.“ Diese Philosophie zwinge sie, in Schritten zu denken und zu arbeiten, ganz so, wie es die finanziellen Mittel erlauben. Eine Entscheidung wie die Markenanmeldung hätten sie sich gut überlegt: „So ein Schritt birgt die Konsequenz, dass man weitermachen muss, da wird aus einem spontanen Projekt dann Ernst“, sagt Luisa. Den Schritt in die Selbständigkeit haben sie aber noch nicht bereut. „Man lernt unglaublich viel dazu, darauf können wir ein Leben lang zurückgreifen“, sagen sie. Als nächsten Schritt planen sie, einen Pop-up-Store in Heidenheim zu eröffnen. Bislang wickeln sie den Verkauf über den Onlineshop ab - und gleichermaßen freuen und wundern sie sich, wenn wieder eine Bestellung aus Hamburg oder Berlin, aus Frankreich oder der Schweiz eingeht.

Spätestens nach dem Studium wird sich auch die Frage stellen, welchen Weg Cosima und Luisa weiter einschlagen wollen. „Wir haben keinen Plan für die nächsten zehn Jahre“, sagen sie, „aber wir könnten uns schon vorstellen, cølú noch weiter auszubauen.“ Die Produktpalette müsse auch nicht zwingend auf Textilien begrenzt bleiben, zumal sie sich für viele Arten von Design begeistern könnten. Dazu kommt: „Die Selbständigkeit motiviert uns.“ Entscheidungen in eigener Verantwortung zu treffen, mache ihnen Spaß - und mit dieser Freude stecken sie auch die Zielgruppe an.

 

Danke an Jens Eber für den tollen Text und an das ganze Team des Magazins!


Zur Online-Ansicht des Artikels geht's hier:

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